Neben dem Beruf Ingenieurin werden: Mit viel Ehrgeiz und einigen Kompromissen klappt das Montag, 8. Juli 2019

?Ich bin immer schon ein Mensch gewesen, der sich nebenbei weitergebildet hat“, erz?hlt Mandy Ellrich. Nach der ersten Lehre als Fahrzeuginnenausstatterin hat sie bei ihrem Arbeitgeber, dem Osnabrücker Automobilzulieferer Valmet Automotive, eine zweite, interne Ausbildung zur Technischen Zeichnerin draufgesetzt. Als N?chstes folgte das Fachabitur in Abendform – und zu guter Letzt ein Studium. Die Drei?igj?hrige geh?rt zu der ersten Kohorte, die im vergangenen Herbst den berufsbegleitenden Studiengang ?Ingenieurwesen – Maschinenbau“ (INGflex) an der dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück absolviert hat. ?Mir ist es wichtig, dass ich im Beruf bleibe und nicht nur ?Schule mache‘“, so die gebürtige Magdeburgerin: ?So kann ich das Erlernte t?glich anwenden und habe nicht nur das theoretische, sondern auch das praktische Verst?ndnis. Das hat mir vieles im Studium erleichtert.“

Berufsbegleitend Maschinenbau studieren

Seit 2016 bietet die dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück INGflex als ihren ersten berufsbegleitenden Bachelorstudiengang im technischen Bereich an. Er richtet sich an alle, die in der Technik arbeiten und dabei ein Studium absolvieren m?chten, ohne auf den Beruf und das Einkommen zu verzichten – oder auch an Menschen, die einen Wiedereinstieg in das Berufsleben schaffen wollen. ?Die wichtigsten Voraussetzungen sind neben einer abgeschlossenen Ausbildung vor allem ein hohes Ma? an Motivation und Durchhalteverm?gen. Ein Abitur ist hingegen nicht unbedingt erforderlich“, stellt die Studiengangskoordinatorin Alicja Peinz fest.

Ehrgeiz und Zielstrebigkeit sind unerl?sslich

Zielstrebigkeit ist auch aus Sicht von Mandy Ellrich unerl?sslich für alle, die im Beruf oder in der Familienverantwortung stehen und nebenbei studieren wollen: ?Es geh?rt eine Menge Ehrgeiz dazu. Wichtig ist auch, dass Familie und Freunde hinter einem stehen – und dass der Arbeitgeber Verst?ndnis hat. Beides ist nicht selbstverst?ndlich, und ich bin dafür sehr dankbar.“ Die Osnabrückerin hatte sowohl ihr privates Feld im Rücken als auch ihr Unternehmen. – Schlie?lich war es ihre Personalleiterin Ilka Mathes selbst, die sie auf das dafabet888官网,大发dafa888 aufmerksam gemacht hat. ?Nachdem uns die dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück diese neue Form des Maschinenbaustudiums vorgestellt hat, war ich gleich angetan von dieser besonderen Art der Weiterbildung“, erinnert sich die Personalchefin von Valmet Automotive: ?Ich sch?tze die nebenberufliche Weiterbildung, da der direkte Bezug zur Praxis gegeben ist und das theoretisch dazu gewonnene Wissen direkt eingebracht werden kann.“ Nach einer Informationsveranstaltung auf dem Campus und gründlicher ?berlegung war Mandy Ellrich vom Konzept überzeugt. Sie sprach mit ihrer Firma und bewarb sich schlie?lich.

Die ersten Erfahrungen

Schnell zeigte sich: Es müssen viele Kompromisse zwischen Arbeit, Studium und Privatleben gemacht werden. ?Aber wenn man erstmal dabei ist und die ersten Prüfungen geschafft hat, ist es ein tolles Gefühl“, erinnert sich die Ingenieurin. ?Dennoch wird es nicht einfacher, und es kommen immer mehr Lerngruppen und Projektarbeiten dazu. Wir konnten uns die Zeit zwar selber einteilen, aber der Stoff musste trotzdem bis zur Prüfung sitzen.“ Die Lehrenden fand die damalige Studentin verst?ndnisvoll und offen: ?Sie gingen auch nach dem Vorlesungsende auf viele Fragen ein, bei Bedarf wurden zus?tzliche ?bungen organisiert. – Dennoch haben wir nichts geschenkt bekommen“.

Gemeinsames Ziel schwei?t zusammen

Als gro?e Hilfe empfand die Absolventin – neben der Unterstützung zu Hause und bei der Arbeit – vor allem den Zusammenhalt in ihrer Studiengruppe: ?Obwohl wir alle sehr verschieden waren, sind wir zu einer richtigen kleinen Familie geworden. Sollte jemand beruflich verhindert sein, wurden ihm schnell alle Unterlagen gesendet. Wir haben uns stets darum gekümmert, dass keiner hinterherhing.“ Ellrich klingt immer noch positiv überrascht: ?Ich h?tte nicht erwartet, dass eine Gruppe von ?Fremden‘ so schnell zusammenw?chst und auch zusammenh?lt. Aber wir hatten alle dasselbe Ziel und wollten es gemeinsam schaffen. Es war immer selbstverst?ndlich, dass man sich gegenseitig hilft.“

Das Studium er?ffnet neue Perspektiven

Zum Schluss hie? das Motto der ersten INGflex-Kohorte: ?Hauptberuflich studieren – nebenbei arbeiten“. Denn um gute Studienergebnisse zu erzielen, mussten die Studierenden in den letzten Semestern oft mehr Zeit für ihr Studium investieren, als für ihren eigentlichen Job. Doch die Anstrengungen haben sich gelohnt: Im Herbst 2018 erhielten die neun ersten Absolventinnen und Absolventen ihre Bachelorurkunde. W?hrend einige einen neuen Arbeitgeber gefunden haben, blieb Mandy Ellrich ihrem Unternehmen treu: ?Da meine Firma mich immer unterstützt hat, will ich mein erlerntes Wissen auch für sie einsetzen.“

Die Personalleiterin der Valmet Automotive GmbH Ilka Mathes freut sich über diese Entscheidung – schlie?lich habe auch das Unternehmen von dem Studium seiner Mitarbeiterin profitiert: ?Die Verbindung von Studieninhalten mit der Industriepraxis ist der gro?e Vorteil der nebenberuflichen Weiterbildung. Das zeigte sich auch ganz konkret: So wurden Ergebnisse von Mandy Ellrichs Studienarbeiten in unsere laufenden Projekte eingebracht.“ Mathes‘ Resümee: ?Wir freuen uns über diese Form des Studiums und werden INGflex auch zukünftig unterstützen.“
 
Heute arbeitet die begeisterte Mountainbikerin als Konstrukteurin. Ihre Aufgaben bereiten ihr viel Spa?: ?Ich kümmere mich um fertigungerechte Auslegung der Bauteile, deren Materialauswahl und Freigaben. Wichtig ist mir auch, dass die Kommunikation mit meinen Kollegen und mit Lieferanten nicht zu kurz kommt. Nach der Abstimmung einzelner Projektdetails betreue ich auch die Aufbauten.“ Ihren Studiengang hat die Ingenieurin bereits weiterempfohlen: ?Wenn man beruflich weiterkommen und dabei nicht auf den Job verzichten m?chte, ist das ein super Studiengang – auf jeden Fall machbar und vermutlich einfacher als ein Fernstudium.“

Der Studiengang in Kürze

Mit INGflex will die dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück dem akuten Fachkr?ftemangel im Maschinenbau entgegenwirken. Entstanden ist es 2014 als Studienmodell im Bund-L?nder-Programm ?Aufstieg durch Bildung: offene dafabet888官网,大发dafa888n“ des Bundesbildungsministeriums. Zwei Jahre sp?ter wurde ein regul?rer Studiengang etabliert. Die Studiendauer betr?gt neun Semester. Den gr??ten Raum nimmt die Vermittlung der mathematisch-naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen ein. Zur Auswahl stehen drei Studienrichtungen: Allgemeiner Maschinenbau, Fahrzeugtechnik und Ingenieurp?dagogik. Kennzeichnend für den Studiengang sind zahlreiche Projekte, die in Kooperation mit Betrieben bearbeitet werden k?nnen. Das Studium schlie?t nach einer Praxisphase und der Abschlussarbeit mit dem Bachelor of Engineering ab.

Was geh?rt zum Erfolgsrezept des Studiengangs? Die wichtigste Zutat ist für den Studiengangssprecher Prof. Dr. Eberhard Wi?erodt die Einstellung zum Studium: ?Alle, die berufsbegleitend studieren, bringen eine bemerkenswert hohe Motivation mit.“ Viele Studierende arbeiten in Vollzeit und haben Familie mit Kindern. Viel Engagement zeigen auch die Lehrenden, die zweiw?chentlich freitagsnachmittags und samstags Vorlesungen und Seminare halten. Es sind einerseits Professorinnen und Professoren der dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück und andererseits Lehrbeauftragte aus der Industrie. Au?erdem bieten erfahrene Studierende h?herer Semester Tutorien an, die fest in den Lehrplan eingebunden sind. Auch für Zuhause gibt es Unterstützung in Form von Online-Tutorium und E-Learning-Plattform.

Bis zum 15. Juli k?nnen sich Interessierte um einen Studienplatz bewerben: www.hs-osnabrueck.de/ingflex – Bewerbung.

Ein guter Rat ist teuer: Was Absolventin Mandy Ellrich künftigen Studierenden empfiehlt   

?Du muss es wirklich wollen. Mache vorher das Mathematik-Vorsemester – nicht nur um deine Kenntnisse aufzufrischen, sondern auch um festzustellen, ob du der Belastung gewachsen bist. Frage dich, ob du bereit bist, jedes zweite Wochenende nicht an Partys teilzunehmen, nicht mit den anderen am See zu sitzen oder zu grillen. Sei dir bewusst, dass das Studium ohne zus?tzliches Lernen au?erhalb der Vorlesung nicht machbar ist. – Somit wirst du auch auf gewisse Wochentage verzichten müssen. Wenn du das akzeptierst und deine Familie bereit ist, dir Aufgaben im Haushalt oder mit Kindern abzunehmen, dann beginn das Studium. Du wirst schnell feststellen, dass es F?cher gibt, die dir liegen – und welche, für die du viel tun musst. Lerne mit den anderen zusammen. Und nimm dir auch mal eine Auszeit. Gerade zu Prüfungsphasen ist es wichtig, auch mal einen Tag nichts zu tun. Du wirst sehen: Am n?chsten Tag geht es einfacher. Vielleicht wirst du zwischendurch über das Aufgeben nachdenken. – Dann führe dir vor Augen, warum du dein Studium angefangen hast. Und wenn du die erste H?lfte über die Bühne gebracht hast, kommt der sicher Gedanke: ?Den Rest schaffe ich auch noch!‘ Viel Erfolg!“

Von: Lidia Wübbelmann