Musikerleiden: die fehlende Betonung der Gesundheit Mittwoch, 5. Juni 2013

Das Bild zeigt einen Trompeter, hinter dem eine Frau steht.
Ackermann und Zalpour zeigten vor dem Fachpublikum, welche Bedeutung die Musikerphysiotherapie besitzt. Die australische Wissenschaftlerin demonstrierte vor ausgebildeten Physiotherapeuten sowie Studierenden, wie sie bei der Behandlung eines Musikers mit k?rperlichen Beschwerden vorgeht.

Die australische Spitzenforscherin Dr. Bronwen Ackermann referierte an der dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück – und warb für gr??ere Anerkennung des Fachgebietes der Musikerphysiotherapie

(Osnabrück, 12. Juni 2013) ?In der Berufsgruppe der Musiker gibt es keine Kultur, gro?en Wert auf die Gesundheit zu legen.“ Das stellt die Gastreferentin Dr. Bronwen Ackermann von der University of Sydney w?hrend einer Fortbildung am Institut für angewandte Physiotherapie und Osteopathie (INAP/O) an der dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück fest. Ackermann z?hlt zu den weltweit führenden Musiker-Physiotherapeutinnen. In Osnabrück führt sie dem Fachpublikum vor Augen, wie gro? der Bedarf an gesundheitlicher Unterstützung für Musiker ist.

In einer jüngeren Studie nahm die University of Sydney acht australische Orchester unter die Lupe. Jeder zweite von 377 befragten Musikern gab an, gegenw?rtig k?rperliche Beschwerden zu haben, die bereits l?nger als eine Woche anhielten. Eine Untersuchung an drei australischen Konservatorien ergab zudem, dass 36 Prozent der Studierenden über aktuelle k?rperliche Probleme klagten. Prof. Dr. Christoff Zalpour, der wissenschaftliche Leiter des INAP/O, verweist darüber hinaus auf eine Studie der Universit?t Paderborn, die im Vorjahr publiziert wurde. Die Forscher werteten mehr als 2500 Frageb?gen von Musikern aus 135 deutschen Orchestern aus – und kamen zu besorgniserregenden Ergebnissen. 55 Prozent der Befragten klagten über Beschwerden, davon mehr als 80 Prozent am Bewegungsapparat.

?Jeder Profi-Fu?ballverein hat einen oder mehrere Physios im Team“, sagt Zalpour. ?Bei Orchestern ist das in der Regel nicht der Fall, obwohl der Bedarf gro? ist.“ Denn mit 135 Instrumentalensembles ist ein Viertel aller staatlich organisierten Orchester der Welt in Deutschland beheimatet. Bronwen Ackermann begleitete 1995 das Sydney Symphony Orchestra auf einer einmonatigen Europa-Tour als Physiotherapeutin. Sie war damit eine Exotin. ?Ich konnte es kaum glauben, dass es für Musiker keinerlei Gesundheitsangebote gab, obwohl ihre Arbeit k?rperlich so anspruchsvoll ist.“ Mittlerweile begleitet sie auch das Australian Chamber Orchestra und das New Zealand Symphony Orchestra.

Einen Kulturwandel hin zu mehr Gesundheitsbewusstsein sieht Ackermann deshalb noch nicht. Dazu tr?gt auch bei, dass sich Musiker h?ufig keine k?rperlichen Schw?chen eingestehen wollen. Die australische Forscherin berichtet von Musikern, die keine Auszeit nehmen wollen, um Gerede im Orchester zu vermeiden. Zalpour erg?nzt: ?Musiker lernen, die k?rpereigenen Signale zu überh?ren, weil es mit dem perfekten Spielen – auf das sie ja oft von Kindesbein an hinarbeiten – ein vermeintlich h?heres Ziel gibt.“

Einen bemerkenswerten Fall aus ihrer Praxis schildert Ackermann w?hrend der Fortbildung: Ein Rock-Gitarrist, der gro?e Stadien füllt, hatte k?rperliche Probleme. Er wollte es aber partout vermeiden, bei einem physiotherapeutisch ratsamen ?bungsprogramm gesehen zu werden. Das Image eines Rockstars sei mit einem allzu gesunden Lebenswandel nicht vereinbar. So arbeitete Ackermann mit dem Gitarristen unter anderem an Bewegungsabl?ufen, die es dem Musiker erlauben, weiter mit seinem Instrument über die Bühne zu wirbeln, ohne den K?rper über Gebühr zu beanspruchen.

Zalpour verdeutlicht im Laufe der Fortbildung, dass die dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück mit ihren dafabet888官网,大发dafa888en für Musiker und Physiotherapeuten eine au?ergew?hnliche Kombination bietet. Das Institut für angewandte Physiotherapie und Osteopathie ist im selben Geb?ude beheimatet wie das Institut für Musik der dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück. Diese Konstellation nutzt das INAP/O, um eine physiotherapeutische Musikersprechstunde anzubieten. ?Wir haben beide Bereiche in Verbindung gebracht und damit eine einzigartige Nische geschaffen.“  Das Nischendasein soll die Musikerphysiotherapie aber – geht es nach Ackermann und Zalpour – schnell verlassen. ?In Deutschland machen knapp fünf Millionen Menschen Musik – sei es professionell oder als Hobby“, sagt Zalpour. Das Gebiet der Musikerphysiotherapie sei deshalb nicht als eine Art Mauerblümchen zu sehen, sondern ein Feld mit wachsender Bedeutung. ?Und das muss irgendwann auch honoriert werden.“

    
Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Prof. Dr. Christoff Zalpour
Tel.: 0541 969-3246
E-Mail: C.Zalpour@hs-osnabrueck.de

Von: Holger Schleper

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