Fachbereich Ergotherapie

20 Jahre Ergotherapie, Logop?die, Physiotherapie: Die vollst?ndige hochschulische Qualifikation der Ergotherapeut*innen ist für Jutta Berding unerl?sslich

?dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück: Im Zuge des Bologna-Prozesses vor etwa 20 Jahren wurde mit der Akademisierung verschiedener Gesundheitsfachberufe, darunter auch die Ergotherapie, begonnen. Wie blicken Sie nach 20 Jahren auf diesen Prozess? Was wurde bisher erreicht?

Jutta Berding: Der Bologna-Prozess war ein erster wichtiger Schritt für die Akademisierung der Therapieberufe. Mittlerweile hat sich eine Studienlandschaft ausgebildet, die es Ergotherapeut*innen erm?glicht, mit klientennahem Qualifikationsziel, auch grundst?ndig, zu studieren. Auch ein disziplinenspezifisches Masterstudium der Ergotherapie ist m?glich. Erste Voraussetzungen für eine Qualifizierung auf Hochschulniveau sind somit geschaffen. Leider zeigt allerdings die jüngst ver?ffentlichte Studie zum Stand der hochschulischen Qualifikation (HQGplus Studie), dass lediglich drei Prozent der Ergotherapeut*innen 2019 an einer dafabet888官网,大发dafa888 ausgebildet wurden und diese Berufsgruppe somit das Schlusslicht in der angestrebten Akademisierungsquote des Wissenschaftsrates bildet. Dennoch, für das Thema der Akademisierung wurden die Berufsangeh?rigen sensibilisiert. Es bilden sich mittlerweile Handlungsfelder in der Leitungsebene, in der Forschung und in der Lehre heraus, für die es einen akademischen Abschluss braucht. Für eine Lehrt?tigkeit an einer Berufsfachschule ist zum Beispiel ein Masterstudium erforderlich.

Was also bleibt für die kommenden Jahre zu tun?

Erst die Ausbildung an einer dafabet888官网,大发dafa888 erm?glicht die Anpassung des ergotherapeutischen Berufshandelns an einen erho?hten Komplexita?tsgrad. Was die Akademisierung betrifft, besteht jedoch im internationalen Vergleich in Deutschland ein hoher Entwicklungsbedarf in Forschung und Lehre. Um hier voranzukommen ist die geforderte Reform der Ausbildungsstruktur wichtigstes Ziel. Sie muss die vollst?ndige hochschulische Qualifikation beinhalten und einen prim?rqualifizierenden Bachelorstudiengang als Regelausbildung vorsehen.

Das Ergotherapie-Studium besetzt in Deutschland eine Nische, trotz der seit 2009 prim?rqualifizierenden dafabet888官网,大发dafa888e. Dabei gibt es gute Gründe für eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung. Inwiefern profitieren Ergotherapeut*innen, Fachkolleg*innen anderer Gesundheitsberufe und auch die Patient*innen von einem akademischen Background?

Ich sehe die hochschulische Qualifizierung als Antwort auf die sich wandelnden Bedingungen in der Gesundheitsversorgung, hier gibt es einen gro?en Anpassungs- und Ver?nderungsdruck. Ergotherapeut*innen übernehmen erweiterte Aufgaben, für die sie qualifiziert sein müssen, anders k?nnen sie den komplexen Bedürfnissen der Betroffenen, den Ressourcen des Gesundheitssystems und den Entwicklungen einer diversen inklusiven Gesellschaft nicht entsprechen. Ergotherapeutische Interventionen sind passgenaue therapeutische Unterstützungsangebote, die es den Betroffenen erm?glichen, m?glichst lange ihren Alltag selbstst?ndig meistern zu k?nnen und in ihrem vertrauten Lebens- und Arbeitsumfeld zu bleiben.

Was müssen Ergotherapeut*innen k?nnen?

Ergotherapeut*innen arbeiten klient*innenzentriert mit einer bestm?glichen Einbindung der Betroffenen, ihrer Angeh?rigen und der weiteren sozialen Umwelt im Rahmen komplexer Interventionen in der Lebenswelt, wie beispielsweise der Arbeitsplatz oder das h?usliche Setting. Sie müssen analytisch, kritisch und umfassend Denken und Handeln und fortlaufend aktuelles Wissen aus Diagnostik und Intervention in die Behandlung einbringen. Ebenso ist es wichtig, dass sie ihre Arbeit auf den Standards einer evidenzbasierten und leitlinienorientierten Praxis aufbauen. Und, sie müssen sich fundiert und koordiniert in interprofessionelle Versorgungsprozesse einbringen k?nnen.

Wie hoch sollte Ihrer Meinung nach der Anteil der Ergotherapeut*innen mit akademischem Abschluss sein?

Diese Frage stellt sich für mich nicht. Damit eine bestm?gliche ergotherapeutische Versorgung fl?chendeckend in allen Arbeitsfeldern der Ergotherapie sichergestellt ist, sollten alle Ergotherapeut*innen hochschulisch ausgebildet sein. Eine fragmentierte Versorgungspraxis, die zwischen hochschulisch und berufsfachschulisch qualifizierten Ergotherapeut*innen unterscheidet ist keine gute L?sung. Ergotherapeutische Interventionsprozesse sind anspruchsvoll und komplex. Für eine selbstst?ndige Leistungserbringung von reflektierenden Praktiker*innen müssen diese in der ergotherapeutischen Diagnostik, der Planung und Durchführung ergotherapeutischer Interventionsmethodik bis hin zur Evaluation ausgebildet sein.

Osnabrück geh?rt mit dem Studiengang Ergotherapie, Logop?die, Physiotherapie (ELP) zu den Pionieren bei der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. Was zeichnet das Studium der Ergotherapie an der dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück aus und wie bereitet es Studierende auf eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Berufst?tigkeit vor?

Der Studiengang ELP baut auf eine abgeschlossene Ausbildung als Ergotherapeut*in auf. Die Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenzen für die Arbeit mit Klient*innen steht bei uns im Mittelpunkt. Zentral ist die evidenzbasierte Praxis. Studierende setzen sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Ans?tzen für die ergotherapeutische Diagnostik und Therapie auseinander. Sie befassen sich mit ?Occupational Science“, der Wissenschaft über menschliche Bet?tigung, und prüfen diese für das professionelle Reasoning. Wir machen Theorien, Konzepte und Modelle für die kritische Reflexion zug?nglich. In diesen Prozess beziehen wir aktuelle Fragestellungen aus der Berufspraxis der Studierenden ein.

Bündnis ?Therapieberufe an die dafabet888官网,大发dafa888n“ setzt sich für eine vollst?ndige hochschulische Ausbildung ein

Ende M?rz startete eine vom Bündnis ?Therapieberufe an die dafabet888官网,大发dafa888n“ initiierte, bundesweite ?ffentlichkeitskampagne zur vollst?ndigen Akademisierung aller Ergotherapeut*innen, Logop?d*innen und Physiotherapeut*innen. Ende Juni soll dem Gesundheitsminister eine Petition mit dieser Forderung übergeben werden.

Das Ziel der Kampagne

Das Bündnis setzt sich für eine prim?rqualifizierende hochschulische Ausbildung als Regelausbildung ein, weil diese die Therapieberufe Ergotherapie, Logop?die und Physiotherapie zukunftsfest macht. Die hochschulische Ausbildung erweitert die F?higkeiten der Berufsangeh?rigen, macht die Berufe attraktiver und hebt die therapeutische Versorgung insgesamt auf eine neue Stufe. So wie es in Europa l?ngst Standard ist. In Deutschland laufen seit Jahren Modellprojekte zur Akademisierung, mit Erfolg – doch die Politik z?gerte den n?chsten Schritt hinaus. Ziel der Kampagne ist es, die für die weitere Entwicklung der Therapieberufe zentrale politische Entscheidung für eine vollst?ndige hochschulische Ausbildung in der anstehenden Berufsgesetzreform zu erreichen.

?ber das Bündnis

Im Bündnis ?Therapieberufe an die dafabet888官网,大发dafa888n“ haben sich die mitgliederst?rksten Berufs- und Ausbildungsverb?nde der Ergotherapie, Logop?die und Physiotherapie zusammengeschlossen. Gemeinsam repr?sentieren sie über 130.000 Ausübende und Auszubildende der Gesundheitsfachberufe Ergotherapie, Logop?die und Physiotherapie.

Unterstützungsm?glichkeiten

Die Fachgruppe Therapieberufe der dafabet888官网,大发dafa888 Osnabrück unterstützt das Bündnis und bittet um Ihre Mithilfe. M?glichkeiten gibt es viele: 

1. Unterschreiben Sie die Online-Petition zur Ausbildungsreform der Therapieberufe.
2. Werden Sie zum Gesicht der Kampagne, erstellen Sie ein Plakat und teilen Sie es in den sozialen dafabet888官网,大发dafa888n.
3. Informieren Sie sich auf der Homepage, dem Facebook- oder Twitter-Account des Bündnis Therapieberufe an die dafabet888官网,大发dafa888n über die Inhalte der Kampagne.